Rennes – Dunkle Regenwolken standen über dem Teamquartier der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft in der Nähe von Rennes – doch Youngster Lena Oberdorf strahlte dem tristen Wetter in der Bretagne zum Trotz.
Die 17-Jährige von der SGS Essen kam bislang in drei von vier WM-Spielen der deutschen Elf zum Einsatz. «Ich bin echt zufrieden mit meiner Spielzeit», sagte die Defensivspielerin am Montag in Bruz. Im dortigen Spa- und Golfhotel bereiten sich die DFB-Frauen auf ihr Viertelfinalspiel am Samstag vor.
Im Alter von 17 Jahren, fünf Monaten und 20 Tagen hatte Oberdorf bereits beim deutschen WM-Auftakt Geschichte geschrieben. Mit ihrer Einwechslung gegen China (1:0) löste sie Rekordnationalspielerin Birgit Prinz als jüngste deutsche Spielerin bei einer WM ab. Die heutige Team-Psychologin der DFB-Frauen war bei ihrem Debüt im Jahr 1995 52 Tage älter. Für Oberdorf ist es ein rasanter Aufstieg: Gerade 16 Bundesliga-Spiele hatte die Gymnasiastin bis zur WM absolviert – jetzt steht sie in der Runde der letzten Acht beim Weltturnier.
Sichtlich weniger zufrieden ist Melanie Leupolz. Vor dem Turnier galt sie als gesetzt, jetzt räumte sie ein: «Ich glaube, so richtig von Stammplatz sprechen kann man nicht.» Bislang bestritt die 25-Jährige nur eine Partie über die volle Dauer. Im Gruppenspiel gegen Spanien (1:0) wurde die Bayern-Spielerin erst in der 80. Minute eingewechselt, im Achtelfinale gegen Nigeria (3:0) musste sie zur Halbzeit für Oberdorf in der Kabine bleiben. «Das muss ich akzeptieren», sagte Leupolz.
Insgesamt ist das Angebot besonders im deutschen Mittelfeld groß. Mit der zum Viertelfinale erwarteten Rückkehr von Spielmacherin Dzsenifer Marozsan nach ihrem Zehenbruch hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg noch eine Optionen mehr. Oberdorf kann zwar auch in der Abwehr spielen, ihre Stammposition ist aber wie bei Leupolz auf der Sechs. «Lena und ich sind ähnliche Typen», meinte Leupolz. Die Bundestrainerin könne aus dem Vollen schöpfen und das System flexibel an den Gegner anpassen. Wer von beiden im Viertelfinale am Samstag in Rennes auf dem Platz stehen wird, ist noch völlig offen – womöglich droht wegen Marozsans Rückkehr sogar beiden die Bank. Denn anders als das Duo ist Marozsan gesetzt, wenn sie fit ist.
Insgesamt eine Woche Zeit hat das deutsche Team nach dem Achtelfinale zur Vorbereitung auf die nächste Partie. Angst, dass diese relativ lange Pause dem Turnier-Rhythmus schaden könnte, hat Leupolz nicht. So habe man Zeit, Blessuren auszukurieren und Frische zu tanken. Das gilt auch für Torhüterin Almuth Schult, die am Montag wegen einer leichten Erkältung zur Vorsicht mit dem Training aussetzte.
Am Dienstag haben die Spielerinnen trainingsfrei und können den Tag für sich gestalten. Hoch im Kurs stehen Gesellschaftsspiele wie «Wizard», «Qwixx» oder «Mensch ärger dich nicht», verriet Oberdorf. Auf die Gymnasiastin aus Gevelsberg warten jedoch auch andere Pflichten: «Ich werde wohl etwas für die Schule nachholen.»
Fotocredits: Sebastian Gollnow
(dpa)