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Olympia-Überraschung Petersen – «Warum, Wieso, Weshalb?»

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Salvador (dpa) – Lässig und entspannt bewegt sich Überraschungs-Mann Nils Petersen mittlerweile im Kreis der deutschen Fußball-Olympioniken.

Dabei schossen dem Stürmer des SC Freiburg noch vor wenigen Wochen vor Aufregung tausend Sachen durch den Kopf, als er von seiner Nominierung für das olympische Turnier in Brasilien erfuhr. «Es war am Anfang pure Vorfreude. Dann kam eine persönliche Erwartungshaltung dazu. Ich habe schließlich vor langer Zeit in der U 19 bis U 21 alles durchlaufen. Dann versucht man sich natürlich die Frage zu beantworten, warum, wieso, weshalb?», sagte der 27-Jährige der Deutschen Presse-Agentur im DFB-Quartier in Salvador.

Petersen gehört neben den Zwillingen Lars und Sven Bender zu den drei Spielern im Kader von Trainer Horst Hrubesch, die älter als 23 Jahre sein dürfen. Trotz großer Einschränkungen, die Hrubesch bei der Berufung hatte, rechnete eigentlich niemand mit Nils Petersen – auch nicht er selbst.

Petersen war zu diesem Zeitpunkt nach Saisonende im Juni bereits im Urlaub in Kalifornien. «Durch die Zeitumstellung konnte mich der Trainer zunächst nicht erreichen. Ich habe dann erst morgens um sechs davon erfahren», erzählte er zur Mailbox-Nachricht von Christian Streich. «Damit war der ganze Tag dann auch gelaufen, weil man mit den Gedanken ganz woanders war.»

Zwangsläufig blickte der Glückliche wohl auch auf seinen steinigen Weg im Profifußball. Nach einem Auf und Ab sei er durch «Zufall» 2009 bei Energie Cottbus gelandet. Dort habe man sich gefragt, «warum man für einen Fußballer eine Ablöse bezahlt, der ein halbes Jahr nicht gespielt hat». 2011 wurde Petersen mit 25 Treffern Torschützenkönig und von Jupp Heynckes nach München geholt.

Doch dort konnte sich der Stürmer nicht durchsetzen, wechselte 2012 nach Bremen. Als sich Werder von Thomas Schaaf trennte, fehlte Petersen die Rückendeckung. «Dann sucht man sein Glück woanders, und das habe ich seit eineinhalb Jahren in Freiburg gefunden», sagte er.

Freiburgs Trainer Streich schätzt die charakterlichen Eigenschaften. «Er hat eine sehr hohe Sozialintelligenz, das beeindruckt mich, ich brauche nicht so viel zu schwätzen», erklärte Streich. Petersen hatte im Breisgau einen prächtigen Start, als er zum Auftakt der Rückrunde 2015 beim 4:1 gegen Eintracht Frankfurt innerhalb von 24 Minuten einen Hattrick erzielte. Das toppte er beim 6:3 gegen den 1. FC Nürnberg mit einem Hattrick innerhalb von zwölf Minuten. Am Ende der Saison stand Freiburgs direkte Rückkehr in die Bundesliga.

Nun darf Nils Petersen wieder das DFB-Trikot tragen, das er vor «langer Zeit» schon einmal im Juniorenbereich hatte – und das auf der großen Olympia-Bühne. Die Antwort auf das «Warum, Wieso, Weshalb?» hat Nils Petersen im Übrigen schnell gefunden: «Horst Hrubesch war selbst Stoßstürmer. Er will Stürmer im Kader haben, so viele haben wir in Deutschland nicht. Das war ja auch das große Thema. Das habe ich dann auch als Grund ausgemacht, weil ich auf höherem Niveau Tore erzielt habe.»

Fotocredits: Patrick Seeger

(dpa)