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Springreiter feiern Team-Bronze: «Fühlt sich wie Gold an»

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Rio de Janeiro – Der Ärger über die vergebene Gold-Chance wich ganz langsam der Freude über Bronze. «Das war ein Wechselbad der Gefühle», kommentierte Bundestrainer Otto Becker den verpassten Olympiasieg der Springreiterin Rio de Janeiro.

«Erst kam die Ernüchterung, aber jetzt überwiegt inzwischen langsam die Freude», sagte der Coach, nachdem wenigstens Bronze im Stechen gegen Kanada gerettet wurde. «Wir sind wirklich froh, nicht nur gespielt froh», betonte Ludger Beerbaum.

Trotz glänzender Ausgangsposition reichte es nur zum dritten Platz. «Das war sicher einer der emotionalsten Tage meiner Karriere», gab der 52 Jahre alte Beerbaum zu, der sein Team zumindest ins Stechen rettete. «Das war eine Achterbahnfahrt», sagte der Routinier.

«Dass ich als Letzter reinreiten muss und zeigen kann, dass ich auch dazugehöre, hätte ich auch nicht gedacht», sagte der fröhlich grinsende Beerbaum. An den Vortagen hatte der viermalige Olympiasieger jeweils vier Strafpunkte kassiert, blieb aber im richtigen Moment fehlerfrei. Er ritt als letzter Starter des gesamten Feldes mit Casello ins Stadion, das mit rund 15 000 Zuschauer fast ausverkauft war. Mit einem einzigen Strafpunkt wäre die Medaillenchance dahin gewesen.

«Das Team hat eine Medaille verdient», sagte Becker: «Es war spannend und knapp wie erwartet. Das war letztlich für uns doch mehr Bronze gewonnen als etwas verloren.» Becker, Beerbaum und Co. mussten den Franzosen zum Sieg und dem US-Team zu Silber gratulieren.

Begeistert zeigte sich auch DOSB-Vorstandschef Michael Vesper trotz der vergebenen Chance. «Dieses Bronze fühlt sich wie Gold an», sagte Vesper. Besonderes Lob hatte er für Beerbaum parat: «Wie er uns ins Stechen gerettet hat, war einfach großartig. Bei dem Altmeister ist das doppelt schön.»

«Das war ein Herzschlagfinale pur», kommentierte Dennis Peiler, der Sportchef des Reitverbandes FN. «Es war klar, dass das eng werden würde.» Ärgern mochte sich auch Peiler nicht: «Wir freuen uns über Bronze.»

Zu viele Fehler in der zweiten Runde kosteten das zum Greifen nahe Gold. «Man braucht mehrere Null-Runden», sagte Becker. Doch die fehlten seinem Team im Olympiapark Deodoro, nur Beerbaum blieb im Normalparcours fehlerfrei. «Ludger hat das gemacht, was ich von ihm erwartet habe, und eine Nullrunde hingelegt, als wir sie gebraucht haben», lobte Becker.

Zuvor hatte es Fehler von Christian Ahlmann aus Marl mit Taloubet, Daniel Deußer (Mechelen/Belgien) mit First Class und Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Fibonacci gegeben.

Das Trio blieb erst im Stechen ohne Abwurf, so dass Kanada geschlagen wurde. «Wir haben noch einmal zur guten Form zurückgefunden», sagte Ahlmann: «Ich bin jetzt sehr, sehr glücklich. Der sechste Platz war zwischendurch näher als der dritte.»

Weitere Medaillen sind im Einzel möglich. Das Finale am Freitag haben Ahlmann, Deußer und Michaels-Beerbaum erreicht. Beerbaum darf mit Casello nicht reiten, weil pro Nation nur drei Reiter startberechtigt sind. «Das ist mir jetzt ziemlich egal», sagte Beerbaum: «Da habe ich heute nicht eine Sekunde dran gedacht.»

Die Ausgangsposition am Morgen war für ihn und seine Teamkollegen so vielversprechend gewesen. Von den vier führenden Teams war lediglich die deutsche Mannschaft mit vier Springreitern in die entscheidende Runde gestartet. Der Brasilianer Stephan de Freitas Barcha war disqualifiziert worden. Die Pferde von Elizabeth Madden (USA) und Jur Vrieling (Niederlande) waren nicht fit.

Doch die guten Chancen waren schon nach den Ritten von Ahlmann und Michaels-Beerbaum dahin. Danach mussten die Reiter auf Fehler der Konkurrenz warten, um noch Gold zu gewinnen – doch das passierte nicht. Die Franzosen blieben kühl und gewannen ohne Abwurf.

Fotocredits: Friso Gentsch,Armando Babani,Friso Gentsch,Friso Gentsch,Friso Gentsch,Friso Gentsch,Friso Gentsch,Friso Gentsch
(dpa)

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