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Tüftler Löw löst sein Confed-Cup-Rätsel auf

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München – Der Bundestrainer wird ein «Perspektivteam» zum Confed-Cup schicken, denn Stars wie Kroos oder Hummels kriegen Sonderurlaub.

An diesem kniffligen Kaderpuzzle muss Joachim Löw wirklich bis zur letzten Minute tüfteln. Eine lange Streichliste von gestandenen Fußball-Weltmeistern sowie nicht gesunden Akteuren wie Kapitän Manuel Neuer oder Mario Götze macht die Aufstellung von gleich zwei DFB-Aufgeboten für den Confederations Cup und die parallel stattfindende U21-Europameisterschaft sehr kompliziert.

Erst bei einem letzten Meeting der Trainerstäbe am Dienstag in der Frankfurter Verbandszentrale wollten Chef Löw und U21-Coach Stefan Kuntz die finalen Entscheidungen fixieren. Am Mittwoch (13.00 Uhr) werden sie dann gemeinsam ihre jeweiligen 23-Mann-Aufgebote mit reichlich Überraschungspotenzial der Öffentlichkeit präsentieren.

«Wir haben es nicht ganz so einfach», gestand der Bundestrainer. Sehr viele Kompromisslösungen sind nötig: Rücksichtnahme auf Vereine, die individuelle Situation der Nationalspieler, dazu DFB-Interessen. Der Weltmeister ist beim ungeliebten Confed-Cup vom 17. Juni bis 2. Juli in Russland sportlich in der Pflicht. Und die U21-Auswahl soll ebenfalls vom 16. bis 30. Juni in Polen mit einem starken Kader um den Titel mitspielen können. «Wir diskutieren, wie wir die Spieler aufteilen», bemerkte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff über den Findungsprozess: «Und dann hoffe ich natürlich, dass die Vereine mitziehen.» Kein Bundesligaclub will zu viele Akteure abstellen. Es wird genau hingeschaut, wie die Belastungen verteilt werden.

Löw hat als maßgebliche Instanz eine klare Vorgabe gemacht: «Über allem steht die Weltmeisterschaft 2018!» Und dem unterwirft er die Personalauswahl in diesem Sommer. Vielspieler und Fixkräfte wie Toni Kroos, Mesut Özil, Sami Khedira, Jérôme Boateng, Thomas Müller oder Mats Hummels können die bis zu fünf Confed-Cup-Partien entspannt in ihrem Urlaubsdomizil am Fernseher verfolgen – sofern sie Lust dazu haben. Das gilt ebenso für verletzte Akteure wie Ilkay Gündogan oder Benedikt Höwedes, der nach Saisonende an der Hüfte operiert wird.

Ohne Spieler aus seinem «Kernkader» wird Löw aber nicht nach Russland fahren. Weltmeister wie Julian Draxler oder Shkodran Mustafi sind ebenso eingeplant wie inzwischen etablierte Stammspieler wie der Kölner Jonas Hector oder Bayern-Youngster Joshua Kimmich.

Löw liebäugelte bis zuletzt auch mit einer Nominierung des Dortmunders Marco Reus, der die letzten großen Turniere (WM 2014, EM 2016) verletzt verpasst hatte. Reus und der BVB reagierten aber nicht begeistert. Man müsse bewerten, «was das Beste für mich ist im Sommer, auch hinsichtlich der WM in Russland. Da möchte ich unbedingt dabei sein», bekräftigte Reus seine Ablehnung noch am Wochenende.

«Die Nationalmannschaft ist für die Spieler das Nonplusultra», sagt dagegen Löw. Der Confed-Cup könnte da als Sprungbrett zur WM dienen. «Jeder spielt gerne für sein Land», sagte Mario Gomez, ein denkbarer Leitwolf für den unerfahrenen Confed-Cup-Kader. Auch Neulinge werden im Aufgebot erwartet, der Leipziger Willi Orban, Amin Younes von Ajax Amsterdam und der schon 28-jährige Gladbacher Lars Stindl werden als Kandidaten gehandelt. Löw ist berühmt für Überraschungen.

Spannend wird die Aufteilung jener Nationalspieler zwischen Löw und Kuntz, die vom Alter her auch das U21-Turnier spielen dürften. Nach der Verletzung des Dortmunders Julian Weigl (Sprunggelenksbruch) sind das 14 Youngster mit Länderspielerfahrung. Wo sind Talente wie der Schalker Leon Goretzka, Leipzigs Angreifer Timo Werner, der Bremer Serge Gnabry oder der künftige Bayern-Profi Niklas Süle sinnvoller aufgehoben? «Die Spieler sollen in der jeweiligen Mannschaft in jedem Fall zum Einsatz kommen», benannte Löw ein Entscheidungskriterium.

Fest steht schon: Löws Team für Russland wird im Vorfeld auch das Länderspiel am 6. Juni in Kopenhagen gegen Dänemark sowie die vier Tage später anstehende WM-Qualifikationspartie gegen San Marino in Nürnberg bestreiten. Özil, Hummels und Co. haben dann schon Urlaub.

Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)

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