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Überragender Alaphilippe gewinnt Tour-Einzelzeitfahren

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Pau – Schweißgebadet suchte der zufriedene Emanuel Buchmann bei einer Häuserwand etwas Schatten – ein paar Meter weiter überstrahlte der herausragende Julian Alaphilippe all seine Konkurrenten mehr denn je. 

Während der Franzose mit einem sensationellen Zeitfahr-Ritt den Tagessieg eroberte, wahrte auch Deutschlands Tour-de-France-Hoffnung mit einem 15. Platz die hohen Ambitionen im Gesamtklassement. «Das war ein sehr gutes Zeitfahren von mir. Ich habe mich gut gefühlt und einen guten Rhythmus gefunden. Meine Zeit ist in Ordnung», sagte Buchmann, der nach 13 Etappen Gesamtsechster ist – beim Rest der Tour aber auf den verletzten Maximilian Schachmann verzichten muss.

Zur Sensation des Tages wurde aber Alaphilippe. Der 27 Jahre alte Publikumsliebling verteidigte nicht nur das Maillot Jaune, sondern hängte auf den 27,2 Einzelzeitfahr-Kilometern von Pau auch Rivale und Topfavorit Geraint Thomas höchst überraschend ab. «Mein Sportdirektor hat völlig verrückt geschrien im Auto auf den letzten Metern, hinzu kam die jubelnde Menge – ich kann es noch gar nicht glauben», sagte Alaphilippe, dessen triumphaler zweiter Tagessieg bei dieser Tour von den Fans frenetisch gefeiert wurde.

Bei Buchmann summierten sich am Ende 1:19 Minuten Rückstand, gegen viele seiner direkten Rivalen hat er aber Zeit gut gemacht. «Das Zeitfahren war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung», ordnete Buchmann ein. Tagesdritter wurde der Belgier Thomas de Gendt, Mitfavoriten wie Egan Bernal (1:22 Minuten) und Jakob Fuglsang (53 Sekunden) verloren ordentlich Zeit auf Vorjahressieger Thomas. Ab diesem Freitag ist die Tour-Gesamtsieg-Rechnung aber wohl ohnehin nicht mehr ohne Alaphilippe zu machen. «Es ist einfach unglaublich», kommentierte er, der 1:26 Minuten vor Thomas führt.

Während Spezialist Tony Martin als 163. überhaupt keine Rolle spielte, muss Buchmann in den Bergen derweil den Ausfall von seinem  Freund und Helfer Schachmann kompensieren. Der deutsche Meister kam kurz vor dem Ziel zu Fall und fuhr mit blutendem Knie und schmerzender Hand über die Ziellinie. Bora-hansgrohe teilte am Abend mit, dass sich Schachmann einen Mittelhandbruch zugezogen habe und die Tour vorzeitig verlassen müsse. «Würde Max ausfallen, würde mir ein wichtiger Helfer für die schweren Etappen fehlen», hatte Buchmann zuvor bereits gesagt.

Als zweitbester Deutscher hinter Buchmann belegte Nils Politt vom Team Katusha-Alpecin den 18. Rang im Zeitfahren. «Ich bin heute am Anschlag gefahren. Das Zeitfahren war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung», kommentierte Buchmann. Vorausschauend Richtung Samstag fügte der Ravensburger an: «Das wird eine der entscheidenden Etappen bei der Tour.»

Seine eigenen Ambitionen komplett für das Team geopfert hatte der viermalige Zeitfahr-Weltmeister Martin. Auf die Top-Fahrer verlor er deutlich mehr als fünf Minuten, am Ende waren nur wenige Fahrer überhaupt langsamer als er. «Der Plan war, so wenig wie möglich zu machen und ein paar Kräfte zu sparen», sagte Martin.

Erklärend fügte er zu seiner bewussten Bummelfahrt an: «Ich habe mir eher einen dreiviertel Ruhetag gegönnt. Unter diesen Voraussetzungen war es mehr eine Trainingsfahrt für mich.» Schlimm erwischte es seinen Teamkollegen und Zeitfahr-Topfavoriten Wout van Aert, der eine Kurve zu eng nahm und mit seinem Rad an einer Absperrung hängenblieb. Van Aert blieb verletzt auf dem Boden liegen und konnte das Rennen nicht fortsetzen, sein Team vermeldete später eine tiefe Fleischwunde im rechten Oberschenkel.

Der Tag der 13. Etappe in Pau stand ganz im Zeichen des Gelben Trikots, das vor genau 100 Jahren erstmals übergeben wurde. Auf einem Podest in der Nähe des Zielbereichs grüßten unter anderem die fünfmaligen Sieger Eddy Merckx und Bernard Hinault, auch der frühere deutsche Sprinter und jetzige Katusha-Alpecin-Funktionär Erik Zabel war bei der Zeremonie mit von der Partie. 

An diesem Samstag (13.00 Uhr/ARD und Eurosport) wartet dann die erste Bergankunft in den Pyrenäen. Das Finale am berühmten Tourmalet verspricht Hochspannung und einige Attacken der Favoriten. 

Fotocredits: Christophe Ena
(dpa)

(dpa)

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