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USA, Katar, Südafrika: Trainingslager als Bundesliga-PR

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Johannesburg – Die Fußball-Bundesliga weltweit bekannter zu machen – das hatte man sich zumindest bei Werder Bremen in diesen Tagen etwas einfacher vorgestellt. Als die Mannschaft für ihr zehntägiges Trainingslager in Südafrika landete, stand am Flughafen nur ein Fan im grün-weißen Trikot.

Und wenn die Bremer vor Ort gegen zwei Teams aus der ersten südafrikanischen Liga antreten, dürfen weder Zuschauer ins Stadion noch TV-Sender live übertragen, um genau jener einheimischen Liga keine Aufmerksamkeit zu entziehen.

Viel verpasst hat der südafrikanische Fußball-Fan aber zumindest beim ersten Werder-Auftritt am vergangenen Sonntag nicht. Denn das Spiel gegen die Kaizer Chiefs in der riesigen WM-Arena von Johannesburg musste schon nach 50 Minuten wegen eines Gewitters abgebrochen werden. «Schade. Wir sind da machtlos», sagte Aufsichtsratschef Marco Bode.

Die Frage ist: Wozu das Ganze? Warum nicht gleich in Bremen bleiben oder nur gut drei Stunden bis nach Spanien fliegen, um sich dort wesentlich stressfreier auf die zweite Saisonhälfte der Bundesliga vorzubereiten? Eine Antwort darauf ist: Weil die Deutsche Fußball Liga genau solche Reisen – abgesehen von den aktuellen Bremer Schwierigkeiten – so gerne sieht. Weil sie unbedingt möchte, dass die Vereine ans andere Ende der Welt fliegen, um dort für sich selbst und die gesamte Liga zu werben, um neue Sponsoren zu gewinnen oder bereits bestehende zu pflegen.

Deshalb ist in diesem Winter nicht nur Werder nach Südafrika geflogen, sondern auch Eintracht Frankfurt nach Florida und der FC Bayern wieder nach Katar. Deshalb war auch Schalke 04 im Sommer in China und die Eintracht schon einmal in den USA.

«Überall auf der Welt ist uns die englische Premier League meistens ein oder zwei Schritte voraus», sagte der frühere Nationalspieler Bode in Südafrika. «Das ist ein Grund, warum wir hier sind. Die Liga hat Südafrika und einige andere Länder als Potenzialländer für die Bundesliga erkannt und wir unterstützen das gern.»

Anders als bei Eintracht Frankfurt und Bayern München wird die Bremer Fernreise direkt von der DFL unterstützt. Die Kosten-Nutzen-Rechnung hat der «Weser Kurier» vorab im Detail aufgeschlüsselt: Werder selbst zahlt für dieses Trainingslager nur in etwa so viel, wie der Verein auch für einen zehntägigen Trip nach Spanien ausgeben müsste. Die Mehrkosten werden durch den DFL-Zuschuss gedeckt. Der Verein verpflichtet sich dafür, den südafrikanischen Medienpartnern der Deutschen Fußball Liga zur Verfügung zu stehen.

Südafrika, die USA oder Japan: Überall dort hat die DFL Verträge mit Medienunterunternehmen unterschrieben. Rund 280 Millionen Euro erlöst der deutsche Profifußball pro Saison mit seiner Auslandsvermarktung.

Die Förderung der Auslandsaktivitäten der Clubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga gibt es seit 2013/14. Seitdem wurden inklusive der aktuellen Saison nach Angaben der DFL 76 Club-Aktivitäten in Nord- und Südamerika, Europa, Asien und Afrika finanziell unterstützt. Basis für die Auslandsförderung ist die sogenannte «Ratecard» – ein Bewertungssystem für die Bezuschussung der Vereine.

Die Fernreisen der Bundesliga-Clubs haben aber auch ihre Schattenseiten. Gerade der FC Bayern steht jedes Jahr in der Kritik, weil er mit seinen Trainingslagern in Katar vermeintlich ein Land unterstützt, dem Organisationen wie Amnesty International noch immer die Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten vorwerfen. Die Bayern verweisen stets auf die exzellenten Wetter- und Trainingsbedingungen im Gastgeberland der WM 2022 und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte diesmal: «Die Menschenrechtsorganisation der UN, internationale Gewerkschaften und NGOs attestieren heute, dass Katar auf öffentliche Kritik reagiert und Änderungen realisiert hat.»

Der gleichen Kritik, moralische Bedenken für ein gutes Geschäft über Bord zu werfen, musste sich aber auch Eintracht Frankfurt immer wieder stellen. Sechs Mal absolvierte der Verein in den vergangenen Jahren ein Trainingslager in Abu Dhabi. Mittlerweile hat sich der Schwerpunkt der so viel beschworenen «Internationalisierung» in die USA verlagert. Das Ziel ist immer das gleiche: «Wir wollen die Marke Eintracht Frankfurt noch bekannter machen. Das geht nur mit Nachhaltigkeit», sagte Sportvorstand Fredi Bobic.

Fotocredits: Peter Kneffel
(dpa)

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