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Viel Lob für Eisenbichler – «Er hat gezeigt, wie es geht»

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Oberstdorf – In der Stunde seines größten Erfolgs kämpfte Markus Eisenbichler mit seinen Emotionen. «Das ist brutal geil, dass die Hütte so voll ist. Am liebsten tät ich grad nur heulen», rief der euphorisierte Zweite den 25.500 Fans bei der Siegerehrung in der Oberstdorfer Skisprung-Arena zu.

Für den ersten deutschen Coup bei der 67. Vierschanzentournee waren einige DSV-Adler in Frage gekommen – mit Eisenbichler rechnete fast niemand. «Er hat gezeigt, wie es geht», lobte Lokalmatador Karl Geiger, der als bisher bester deutscher Skispringer des Winters die Aufmerksamkeit in den vergangenen Tagen auf sich gezogen hatte – und Zwölfter wurde.

Die zweithöchste Stufe des Podiums war aber Eisenbichler vorbehalten, dem nach Sprüngen auf 133 und 129 Meter nur 0,4 Punkte und damit umgerechnet weniger als 25 Zentimeter auf Japans Überflieger Ryoyu Kobayashi fehlten. «Ich bin überglücklich. Am liebsten würde ich heulen, aber ich reiße mich nochmal zusammen. Es ist unbeschreiblich. Dass es so gut läuft, das ist natürlich schon traumhaft», sagte ein überwältigter Eisenbichler.

«Das hätte ich am Tag davor nicht für möglich gehalten. Es ist einfach geil gerade», fügte er an. Mit seinem Resultat rettete er dem deutschen Team nach dem überraschenden Scheitern von Olympiasieger Andreas Wellinger und Severin Freund im ersten Durchgang auch eine versöhnliche Bilanz zum Auftakt im Allgäu.

«Die vier Zehntel tun nicht so weh, weil der Markus auch das Niveau hat, woanders ein Springen zu gewinnen. Für uns ist es super. Es war ganz, ganz wichtig für ihn», lobte Bundestrainer Werner Schuster seinen impulsiven Schützling, der so oft zwischen den Extremen Weltklasse und biederem Durchschnitt wandelt. Obwohl er langjährige Top-Springer wie die Polen Kamil Stoch (8.) oder Dawid Kubacki (5.) hinter sich ließ, attestierte Schuster seinem Schützling wieder nur «eineinhalb» sehr gute Sprünge. Der Coach befand: «Das hat für das Podium gereicht, das ist ein super Auftakt für uns.»

Am stimmungsvollen Schattenberg hatte «Eisei» zuvor als einziger Deutscher seine Ambitionen in der Tournee-Gesamtwertung gewahrt, bevor es an Neujahr (14.00 Uhr) zur zweiten Station nach Garmisch-Partenkirchen geht. Dritter wurde der Österreicher Stefan Kraft, dem umgerechnet auch nur ein Meter auf Sieger Kobayashi fehlte. «Die Tournee ist total offen, da kann man noch gar nichts sagen. Da kann man noch keine Prognosen geben», analysierte Schuster.

Mit seinem ersten Flug auf 133 Meter hatte der Bayer lange Zeit in Führung gelegen und endlich die Leistung gezeigt, auf die sein Trainer so lange bei ihm gewartet hatte. «Das ist toll, ich freue mich riesig», betonte Schuster. Der Österreicher, der in elf Jahren als Bundestrainer noch nie die Tournee gewonnen hat, ist bei «Eisei» zuversichtlich für den weiteren Verlauf des ersten Saisonhöhepunkts. «Die Situation wird nicht einfacher, aber es kommen jetzt Schanzen, die er aus dem Schlaf springen kann», sagte Schuster. «Er hat uns den Tag ein bisschen gerettet», kommentierte Richard Freitag.

Abseits der Eisenbichler-Überraschung boten die DSV-Adler mehr Schatten als Licht. Die jahrelangen Top-Adler Freund und Wellinger schieden vorzeitig aus und müssen alle Hoffnungen auf eine gute Platzierung bei der Tournee begraben. Auch Geiger und Stephan Leyhe (13.) erfüllten die hohen Erwartungen nicht in Gänze.

«Ich muss das sacken lassen. Gestern habe ich den richtigen Schritt gemacht, heute waren es wieder zwei zurück. Das ist scheiße, das macht keinen Spaß», kommentierte ein genervter Wellinger, der sich nach Rang 39 selbst «einen Scheißsprung» attestierte. Die weitere Tournee kann er für seinen Formaufbau in Richtung WM in Seefeld im Februar nutzen, denn mit dem Gesamtklassement bei dem Event in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen hat der Vorjahreszweite nichts mehr zu tun.

Ob es bei Severin Freund soweit überhaupt kommt, ist offen. Der langjährige Spitzenmann des DSV scheiterte in Oberstdorf einmal mehr im ersten Durchgang und muss nun fürchten, nach der zweiten Station in Garmisch nicht mehr zum Team zu gehören. «Schade, schlechte Leistung. Es war nicht das, was ich gestern angeboten habe. Ich kann deutlich besser springen», erklärte Freund. Als 36. landete der Niederbayer zwar noch vor Teamkollege Wellinger, in den vergangenen Wochen hatte Freund aber schon häufiger solche Resultate abgeliefert und muss deshalb fürchten, verdrängt zu werden.

Fotocredits: Angelika Warmuth,Daniel Karmann,Angelika Warmuth
(dpa)

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