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Vogel verpasst Titel-Hattrick – Kluge/Reinhardt holen Gold

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Apeldoorn – Kristina Vogel ließ ihren Emotionen freien Lauf. Mit Tränen im Gesicht setzte sich die Erfurterin mit deutscher Flagge um die Schultern auf die Holzpiste.

Später beim Interview-Marathon nach dem gewonnenen Sprint-Finale hatte die elfmalige Weltmeisterin erneut feuchte Augen: «Diese Medaille widme ich Jochen Wilhelm. Ohne ihn würde ich hier nicht stehen», sagte Vogel mit stockender Stimme in Erinnerung an ihren Entdecker.

Am WM-Schlusstag in Apeldoorn verpasste sie den Titel-Hattrick und belegte im Keirin als Titelverteidigerin nur Rang sechs. Gold holte sich die Belgierin Nicky Degrendele. Vogel nahm es gelassen: «Die Legende kann ich nächstes Jahr bei meiner zehnten WM werden». Jubeln konnten im Finale die Berliner Roger Kluge und Theo Reinhardt, die Gold im Madison holten und dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die sechste WM-Medaille – viermal Gold und zweimal Bronze – bescherten. «Endlich habe ich das Trikot», freute sich Straßen-Profi Kluge.

Kristina Vogel, ansonsten eher ein Party-Biest, ließ es nach dem elften WM-Titel erstaunlich ruhig angehen. «Es hat mich alles gekostet, diese Goldmedaille zu gewinnen. Es war sehr, sehr hart», sagte die 27-Jährige. Im Finale musste sie erst den Ansturm aus dem eigenen Lager abwehren und dann in einer Neuauflage des WM-Finales 2017 die Australierin Stephanie Morton mit 2:1 niederringen. «Kristina hat da noch einmal alles in die Waagschale geworfen – wie immer, wenn es brenzlig wird», sagte Bundestrainer Detlef Uibel.

Mit dem Sieg im Sprint – Vogel ist damit seit dem WM-Halbfinale 2016 ungeschlagen – hatte sie nach Teamsprint-Gold zur Australierin Anna Meares aufgeschlossen, die ebenfalls zwei Olympiasiege und elf WM-Titel in ihrer Sammlung hat.

Miriam Welte, seit Jahren im Schatten von Vogel, gelang wie 2014 in Cali das Double mit Gold in Teamsprint und 500-Meter-Zeitfahren. «Ich habe mich nach den Olympischen Spielen von Rio vom Druck befreit, fahre nur noch aus Spaß, habe schon alles erreicht», sagte die 31-Jährige aus Kaiserslautern. Während das Erfolgsduo wie gewünscht lieferte, kamen Gold im Teamsprint und Platz drei im Sprint für Pauline Grabosch überraschend. Der Youngster wird von Uibel vorsichtig als Vogel/Welte-Konkurrenz aufgebaut.

Neben den Sprinterinnen überzeugte der Cottbuser Maximilian Levy mit Bronze im Keirin und Platz vier im Sprint. Im Ausdauerbereich glänzten Männer- und Frauen-Vierer sowie Lisa Brennauer (Durach) in der 3000-Meter-Einerverfolgung mit deutschen Rekorden – Medaillen waren aber außer Reichweite.

Der am Freitag verunglückte UCI-Kommissär Andrew McCord befindet sich nach Mitteilung des Weltverbandes in einem stabilen Zustand. Der Kampfrichter war am Freitag in einem Scratch-Rennen der Frauen auf die Bahn getreten und mit etwa 50 km/h von der Hongkong-Chinesin Xianjuan Diao umgefahren worden. Laut Medienberichten soll der US-Kampfrichter schwere Kopfverletzungen erlitten haben.

Fotocredits: Peter Dejong,Michael Deines/Promediafoto
(dpa)

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