Olympia

Lurz mag neue Karriere: Andere müssen die Bilanz retten

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Rio de Janeiro – Diesmal kann Rekordweltmeister Thomas Lurz die Nullnummer der deutschen Schwimmer nicht verhindern. Vor vier Jahren sorgte der König des Freiwasserschwimmens dafür, dass der Deutsche Schwimm-Verband beim Desaster von London wenigstens bei einer Siegerehrung mitmachen durfte. 

Silber über zehn Kilometer war nach Bronze 2008 die zweite Medaille für den Würzburger – und es war das einzige DSV-Edelmetall in der britischen Metropole.

Nach dem konsequenten Rücktritt vor 15 Monaten, weil der Dauersieger keine Goldchance mehr für sich in Rio sah und nur ein Olympiasieg seinen höchsten Ansprüchen genügt hätte, sollen nun Isabelle Härle und Christian Reichert an der Copacabana überzeugen. Die zweifachen Teamweltmeister zählen zum erweiterten Kreis der Spitze. Aber Medaillengaranten à la Lurz sind sie nicht.

«Es wird die nächsten 100 Jahre keinen wie Thomas mit zwölf Weltmeistertiteln geben. Das ist außergewöhnlich», pries Bundestrainer Stefan Lurz seinen Bruder schon. Aber überraschen könnten Härle und Reichert trotzdem. «Im Freiwasser kann immer etwas möglich sein, da äußere Bedingungen eine Rolle spielen. Aber eine Medaille zu gewinnen ist sicher nicht leicht für die beiden», sagt der 36-jährige Lurz. «Ihre Platzierungen werden nicht schlecht sein!»

Lurz fiebert zu Hause mit, ist mit Vollspeed in der zweiten Karriere unterwegs. Beruflich hat er durch sein vielfältiges Engagement in einem Würzburger Modeunternehmen viel zu tun, darüber hinaus gibt der Diplom-Sozialpädagoge Vorträge über Zielsetzung und Motivation. Als wäre das nicht genug, studiert er noch an einer privaten Wirtschaftshochschule. Bereut hat er den Rücktritt nicht. Lurz hat über die 5, 10 und 25 Kilometer alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt – außer olympisches Gold.

«Mir geht es gut, ich habe beruflich neue Ziele. Es ist auch wichtig, dass man sich für die Zeit nach dem Leistungssport Ziele setzt. Wenn das nicht der Fall ist, kann ich mir schon vorstellen, dass man in ein Loch fällt», sagt der zweifache Familienvater. «Fast eine Staffel. Ich hoffe, dass sie 2028 so weit sind», scherzt Lurz mit Blick auf seine Kinder.

Das Schwimmen verfolgt er als Herzensangelegenheit weiter genaustens. Und es wurmt den besonders trainingsfleißigen Ex-Sportler, dass es in der olympischen Kernsport in Deutschland nicht vorwärts geht. Er ist im Team der Fachspartenvorsitzenden Gaby Dörries, die im November Verbandspräsidentin werden will. Lurz will anpacken, die von ihm im Freiwasser geprägte Sportart mit in bessere Zeiten führen. «Erfolg hat drei Buchstaben: TUN», hebt Lurz hervor.

Fotocredits: Tobias Hase
(dpa)

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