Olympia

Phelps freut sich auf Baby Boomer – Irrer Ervin-Abend

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Rio de Janeiro – Am goldenen US-Abend blieb ausgerechnet dem Rekordolympiasieger nur Silber – das allerdings war auch für ihn besonders. Erstmals in der Schwimm-Historie teilten sich drei Athleten eine Medaille.

Dass es nicht das gewohnte Gold war, darüber mochte Michael Phelps nicht klagen. Der 31-Jährige durfte an einem speziellen Tag seiner großen Schwimm-Geschichte über drei besondere Auftritte der Teamkollegen staunen.

Der 22-malige Olympiasieger bekräftigte nach dem letzten Einzelrennen der größten Sommerspiel-Karriere auch noch einmal seine Zukunftsplanung. «Ich bin bereit, zurückzutreten. Ich fühle mich besser als vor vier Jahren. Ich freue mich, Zeit mit Boomer und Nicole zu verbringen», sagte Phelps mit Blick auf Baby und Verlobte.

Hand in Hand nahmen Phelps, Weltmeister Chad le Clos (Südafrika) und der WM-Zweite Laszlo Cseh (Ungarn) die Stufe auf das Podest. Neben diesen Größen über 100 Meter Schmetterling wirkte der 21-jährige Joseph Schooling ein bisschen verloren. Der in den USA studierende Schooling holte das erste Gold Singapurs. Ein anderer Sieger vom Freitag kehrte nach einer äußerst langen Pause zurück auf den Thron.

GOLDCOMEBACK: Mit 19 Jahren überraschte Anthony Ervin bei den Spielen in Sydney, als er zeitgleich mit Gary Hall junior überraschend Gold über 50 Meter Freistil holte. Es folgte ein Jahr später der WM-Titel – und dann suchte er seinen Weg auf wilde Art und Weise abseits des Sports. Er liebte Partys, trank und rauchte. Neben den Medikamenten für sein Tourette-Syndrom nahm er andere Pillen und irgendwann wurde alles zu viel. Sieben Jahre war er weg vom Schwimmen, ehe er sich auf Anhieb für Olympia in London qualifizierte. Und vier Jahre später war er über 50 Meter wie in Sydney der Schnellste.

Natürlich schließe sich an diesem Abend der Kreis, sagte der 35-Jährige, der nun älteste Schwimm-Olympiasieger auf einer Einzelstrecke. «Es ist surreal und absurd.» Anders als seine Goldmedaille von 2000 werde er die von Rio «sicher nicht verkaufen», betonte er und hat eine Zukunftsvision: Er werde versuchen, es in das amerikanische Team für Tokio 2020 zu schaffen.

SCHWIMM-MÄRCHEN: Vor seinen triumphalen Spielen in Peking bereitete sich Michael Phelps in Singapur vor. Aus 2008 gibt es ein Bild, das den Schwimm-Giganten an der Seite eines kleinen Jungen zeigt: Joseph Schooling. Daraufhin soll der junge Asiate sich das Ziel gesteckt haben, eines Tages so gut wie das große Vorbild zu sein. Später zog er in die USA, wo er trainiert und studiert. Vorsichtig fragte Schooling nun nach dem Triumph über 100 Meter Schmetterling bei Phelps nach, ob es weitere Duelle geben könnte. «Er hat gesagt, auf keinen Fall. Aber wenn er seine Meinung ändert, wäre das ein Spaß. Ich mag es, gegen ihn zu schwimmen», sagte der Mann aus Singapur.

WELTREKORDSUCHT: Sieben Weltrekorde gab es bei den olympischen Schwimm-Wettbewerben in Rio, zwei davon gingen auf das Konto von Katie Ledecky. Die 19-Jährige feierte über 800 Meter Freistil den insgesamt fünften Olympiasieg, den vierten in Rio. «Ich könnte nicht glücklicher sein. Ich habe alle meine Ziele erreicht und hatte so viel Spaß», sagte Ledecky, die bei der Siegerehrung weinte. Sie ist die zweite Schwimmerin der olympischen Geschichte, die die Freistilstrecken von 200 bis 800 Meter bei einem Event für sich entscheiden konnte.

UNGARN-SCHRECK: Mit finsterer Miene schritt Katinka Hosszu durch die Katakomben. Die Amerikanerin Maya DiRado hatte ihr mit sechs Hundertstelsekunden Vorsprung das eingeplante vierte Gold über 200 Meter Rücken streitig gemacht. «Die Spiele waren trotzdem gut für mich», sagte die 27-Jährige. Und DiRado, die im Herbst bei einer Unternehmensberatung anfangen will, vergoss auch ein paar Tränchen. «Es geht mehr als ein Traum in Erfüllung und mehr als ich jemals erhofft hatte«, sagte die 23-Jährige.

Fotocredits: Patrick B. Kraemer,Lukas Schulze,Bernd Thissen,Esteban Biba,Esteban Biba,Michael Kappeler
(dpa)

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